Von allen Freediving-Disziplinen beansprucht Statik die Psyche sicher am meisten. Aufgeben ist jederzeit möglich, du musst nur den Kopf aus dem Wasser strecken. Oder willst du deine eigenen Rekorde brechen? Dann musst du dem Drang zum Auftauchen wiederstehen und deinen Körper gut kennen.
Selbst in Wettkämpfen treten Athleten und Athletinnen gegeneinander im Luftanhalten an. Wie lange man die Luftanhalten kann und wie ein statischer Tauchgang abläuft, erfährst du hier.
Static Freediving auf einen Blick
Wie lange ein Mensch die Luft anhalten kann, hängt von seinem Training an. Allgemein nimmt man an, dass theoretisch jeder vier Minuten die Luft anhalten könnte, wenn die Bedingungen stimmen und die mentale Kraft es zulässt. Die Rekorde liegen jedoch über zehn Minuten.
Beim Static Apnea halten Taucher die Luft so lange an, wie sie können. Dabei zählt die Zeit, in welcher ihre Atemwege unter Wasser sind. Es ist eine offizielle Wettkampfdisziplin im Freediving.
Der Schlüssel zum Erfolg beim Luftanhalten ist die Entspannung und eine starke Willenskraft. Regelmäßiges und kontrolliertes Training hilft dabei, den Atemreiz zu ignorieren und die Entspannung zu halten.
Was ist Static Apnea?
Statik, Static Apnea oder Static bezeichnet eine Disziplin des Freedivings, in welcher es allein darum geht, so lange wie möglich die Luft anzuhalten. Im Wettkampf wird die Disziplin Static Apnea (STA) im Wasser durchgeführt: Gemessen wird die Zeit, solange die Atemwege unter Wasser sind. Üben kannst du Statik jedoch auch im Trockenen.
Das Schöne an Statik ist: Gerade als Anfänger sind schnelle Fortschritte möglich. Es ist durchaus möglich, innerhalb weniger Monate zu lernen, vier Minuten die Luft anzuhalten. Die vielversprochenen vier Minuten in nur einem Monat sind ohne Vorkenntnisse allerdings ein sehr gewagtes Ziel. Zumal es beim Training darum geht, seinen Kopf von Druck und Sorgen zu befreien.
So lange kannst du die Luft anhalten
Rein körperlich hat jeder erwachsene Mensch die Kapazität, etwa vier Minuten die Luft anzuhalten. Das einzige Problem: Durch mangelnde Entspannung oder falsche Vorbereitung wirst du leicht nervös und verbrauchst dadurch mehr Energie. Ruhe bewahren muss gelernt sein.
Die Rekorde beim statischen Luftanhalten liegen bei den Männern bei 11:35 min und bei den Frauen bei 09:02 min ohne Zuhilfenahme von Sauerstoff. Einige „Tauchkünstler“ kommen jedoch auch weit über 20 Minuten Tauchzeit, wenn sie vorher Sauerstoff einatmen. Der Rekord liegt derzeit bei 24 Minuten und 33 Sekunden.
Static Apnea kann dir beim Freediving helfen
Zehn Minuten ohne zu atmen, wofür soll das gut sein? Das können dir wohl nur die entsprechenden Taucher und Taucherinnen beantworten. Genauso gut könnte man aber auch fragen, was es bringt, 130 Meter an einem Seil hinabzutauchen.
Statik bereitet deinen Körper allerdings nicht direkt auf tiefe Tauchgänge vor. Die Anpassungen, die nötig sind, um 50 Meter oder tiefer zu tauchen, geschehen nur durch das Tauchen oder entsprechende Dehnübungen.
Trotzdem kann dir Statik eine große Hilfe sein. Die Übungen erlauben es dir, auch zu Hause das Gefühl des Atemdrangs und Kontraktionen zu spüren – ohne dafür in den Urlaub oder einen Tauchturm zu fahren. Bei Statik lernst du, Toleranz gegenüber dem Atemdrang aufzubauen und Kontraktionen als etwas Normales zu erfahren. Eine gute Übung, um im Wasser jederzeit die Ruhe zu bewahren.
Trockenübungen helfen, ein Freediving-Kurs hilft noch mehr
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5 Phasen beim Luftanhalten
Du willst checken, wie lange du die Luft anhalten kannst? Dann schnapp dir einen Dive-Buddy und geh in den Pool oder teste dein Können im kontrollierten Umfeld zu Hause. Ein Statik-Tauchgang, ganz egal ob an Land oder im Wasser, sollte aus fünf verschiedenen Phasen bestehen:
1. Entspannungsphase
Nimm dir Zeit und entspanne dich. Körperlich und mental. Im Wasser legst du dich mit deinem Freediving-Neoprenanzug oder mit Poolnudeln (oder mit beidem) einfach auf die Oberfläche und lässt dich entspannt treiben. Deine Atmung sollte primär über das Zwerchfell stattfinden, weder zu tief, noch zu flach. Ein Buddy sollte dabei aufpassen, dass du nicht mit anderen Badegästen oder dem Poolrand kollidierst. Je sicherer du dich fühlst, desto mehr kannst du dich fallen lassen.
2. Der letzte Atemzug
Beim letzten Atemzug holst du so viel Luft wie möglich in deine Lungen. Das geschieht in zwei Schritten. Zunächst atmest du deine Luft aus, dann füllst du deine Lungen zunächst nur durch die Bauchatmung. Anschließend nutzt du die Rippen- und Brustmuskulatur, um noch mehr Luft aufzunehmen. Wenn nichts mehr geht, verschließt du die Stimmritze und hältst die Luft an.
3. Luft anhalten
Nun gilt es, sich maximal zu entspannen. Im Sitzen, im Liegen oder im Wasser: Versuche, alle Muskeln zu entspannen und deine Aktivitäten im Kopf herunterzufahren. Es gibt verschiedene Entspannungs-Techniken, die dir dabei helfen können. Irgendwann treten jedoch der Atemreiz und Kontraktionen auf. Das Zwerchfell entscheidet sich selbst: „Hey, wir sollten bald atmen!“ Auch hier gilt es, ruhig zu bleiben. Du hast noch viel Spielraum. Dein Divebuddy wird regelmäßig überprüfen, ob es dir gut geht.
4. Auftauchen
Irgendwann entscheidest du dich, dass Schluss ist mit Luftanhalten (meistens zu früh). Beim „Auftauchen“ kannst du noch Zeit schinden. Gehe Schritt für Schritt vor. Erst die Hände an den Beckenrand, dann einen Fuß aufstellen, dann den nächsten. Hier lassen sich nochmal 30-60 Sekunden einsammeln, bevor du die Oberfläche durchbrichst.
5. Protokoll
Jeder Tauchgang im Apnoe-Tauchen sollte mit dem Protokoll enden. Du machst deine Erholungsatmung, legst Noseclip und Tauchmaske ab, zeigst das „Okay“-Zeichen und sagst „I’m Okay“ – Wunderbar! Hast du eine neue Bestzeit?
„Nasse“ Tauchgänge niemals ohne Dive Buddy
Eine wichtige Rolle beim Statik im Wasser spielen die Coaches oder Dive Buddys: Sie sorgen dafür, dass die Athlet*innen nicht wegtreiben oder sich den Kopf am Beckenrand stoßen. Manche Coaches begleiten ihre Athlet*innen sogar durch den Tauchgang, indem sie beruhigende Worte zusprechen.
Die wichtigste Funktion ist jedoch die Sicherung. Niemals alleine zu Tauchen gehört zu den absoluten Grundlagen beim Freediving. In regelmäßigen Abständen kontrollieren die Coaches oder Dive Buddies, ob die Athlet*innen noch bei Bewusstsein sind. „Bist du okay?“ oder ein einfacher Druck an die Schulter und ein kleines „Okay“-Zeichen des Tauchers als Feedback reichen völlig aus. Gerade zum Ende des Tauchgangs sollten die Kontrollen regelmäßig durchgeführt werden.
Statik ist die ärgerlichste Disziplin
Statik ist nicht nur mental anstrengend, es kann auch frustrierend sein. Gerade, wenn du dich stark unter Druck setzt, kann es hier auch mal emotional zugehen. Taucher, die frustriert ihre Maske wegschmeißen und sich selbst verfluchen, soll es regelmäßig geben. Schließlich merkt man erst nach dem Auftauchen, dass man doch noch ein paar Sekunden mehr ausgehalten hätte. Man denkt sich immer: „Hätte ich mal…“
Doch die emotionalen Ausbrüche helfen nicht weiter. Vielmehr sind sie ein Zeichen dafür, dass du dich zu sehr unter Druck setzt. Das macht es dem Körper leicht, dich zu überlisten „Diese Zeit schaffst du sowieso nicht, gib lieber auf“, schallt es dann schon nach 1:30 min durch deinen Kopf. Besser ist es dann, die Ziele einfach zu vergessen und die Tauchgänge mit weniger Ambitionen anzugehen. Schließlich bist du lange mit dir alleine, wenn du Statik machst. Die Zeit solltest du genießen lernen, denn sie spendet dir auch jede Menge Entspannung.