Bei keiner Ausrüstung fürs Apnoetauchen ist Qualität so wichtig wie beim Neoprenanzug. Klar, gibt es auch Freediver, die in ihrer Speedo unter einer geschlossenen Eisdecke imposante Strecken zurücklegen, aber der gemeine Apnoetaucher hat es doch gerne warm und komfortabel. Warum der Neoprenanzug so wichtig ist und wo die Unterschiede der Modelle liegen, erfährst du hier.
Beim Apnoetauchen solltest du auf einen guten Neoprenanzug setzen
Während du herkömmliche Plastikflossen und deine Einsteiger Tauchmaske zwar auch irgendwann austauschen kannst, sollte dein Fokus bei der Freediving-Aufrüstung zunächst dem Neoprenanzug gelten. Wie kein anderes Zubehör bestimmt dieser nämlich darüber, wie gut es dir beim Tauchen geht.
Mit guten Karbonflossen kannst du wesentlich kraftsparender tauchen und eine hochwertige Tauchmaske erfordert selteneren und leichteren Druckausgleich, doch selbst mit Einsteigerequipment kannst du problemlos deine ersten 40 Meter tauchen. Kritisch wird es nur, wenn du mit einem schlechten Neoprenanzug tauchst.
Entspannung und Energiesparen sind beim Apnoetauchen zwei ungeheuer wichtige Faktoren. Und genau hier hilft dir der Neoprenanzug. Sobald dein Körper einer kühlen Umwelt ausgesetzt ist, verwendet er sehr viel Energie darauf, die Körpertemperatur zu halten. Je mehr Energie er verbraucht, desto kürzer wird deine Tauchzeit sein. Besonders, wenn du anfängst zu zittern, ist der die Session eigentlich schon gelaufen. Schade!
Besser, wenn du einen Neoprenanzug hast, der dich warm hält und dir dennoch Bewegungsfreiheit gibt bzw. kein Engegefühl verursacht. Genau hierfür gibt es von verschiedenen Herstellern spezielle Neoprenanzüge fürs Apnoetauchen. Diese Anzüge wärmen dich ausreichend wenn du zur Vorbereitung deines Tauchgangs inaktiv auf dem Wasser liegst und sind so flexibel, dass du auch bei Brustschwimmzügen nicht gegen den Anzug kämpfen musst.
Anzüge für Flaschentaucher | Anzüge für Apnoe-Taucher |
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oft einteilig | für gewöhnlich zweiteilig |
schließt über Reißverschluss | verzichtet auf Reißverschluss |
robust aber wenig flexibel | weniger robust aber sehr flexibel |
teilweise mit Taschen oder verschiedenen Funktionen ausgestattet | möglichst einfach und schlicht für beste Aquadynamik |
Neoprenanzüge fürs Apnoetauchen variieren in der Art und Qualität
Neoprenanzüge sind nur selten günstig, daher solltest du beim Kauf von vorneherein darauf achten, dass du das richtige Modell findest. Neopren ist nämlich nicht nur teuer, sondern auch ein Erdöl-Produkt. Je weniger davon unbrauchbar in der Ecke liegen oder kaputt gehen, desto besser. Bei der Auswahl deines Neoprenanzugs solltest du deshalb auf ein Paar Dinge achten.
Einteiler oder mehrteilige Neoprenanzüge fürs Freediving?
Im Gegensatz zum Flaschentauchen setzen die meisten Freediver auf einen zweiteiligen Neoprenanzug. Das verursacht zwar mehr Arbeit beim Anziehen, hat jedoch den Vorteil, dass du keine Reißverschlüsse brauchst. Durch die Reisverschlüsse dringt Wasser leichter in den Anzug ein. Gerade, wenn du dich nicht bewegst, kann dir da ein kalter Schauer über den Rücken laufen. Das wird deine Entspannung stark beeinträchtigen.
Der zweiteilige Anzug verbessert auch die Flexibilität. Gerade wenn das Material etwas dicker ist, ermöglicht ein zweiteiliger Anzug mehr Freiraum, wenn du beispielsweise deine Arme für die Aquadynamik über den Kopf nehmen möchtest. Nur für sehr warme Gewässer bieten manche Hersteller einteilige Apnoe-Anzüge an, die dann meist aus dünnerem Neopren bestehen.
Die meisten haben jedoch auch zweiteilige Anzüge im Angebot. Auch hier gibt es Unterschiede: Die „Long John“ Hose reicht mit Trägern bis über die Schultern und sorgt für mehr Wärme, aber weniger Freiheit. Genauso spendet auch eine angenähte Kopfhaube viel Extrawärme, sofern sie denn gewünscht ist.
Wie dick muss der Neoprenanzug zum Freediving sein?
Apnoe-Tauchanzüge werden in vielen verschiedenen Stärken angeboten. Die Frage nach der Stärke hängt stark vom persönlichen Kälteempfinden und dem Tauchspot ab. In den meisten Fällen wird dir nichts anderes übrigbleiben, als für unterschiedliche Bedingungen unterschiedliche Stärken bereitzuhalten. Auch das Material entscheidet über deinen Wärmeerhalt. Dazu mehr im nächsten Punkt.
Eine Faustregel ist jedoch, dass du immer zum dünneren Anzug greifen solltest, wenn es dein Wärmeempfinden zulässt. Schließlich schränkt dich ein dicker Anzug in der Bewegungsfreiheit ein. Außerdem benötigst du mehr Gewicht, um den stärkeren Auftrieb zu kompensieren. In der Tiefe wird das Gewicht jedoch verhältnismäßig schwerer.
Diese groben Empfehlungen gebe ich für Apnoeanzüge mit Open Cell im Inneren:
- 3mm Apnoeanzüge: Für Wassertemperaturen zwischen 22 und 27 °C
- 5mm Apnoeanzüge: Für Wassertemperaturen zwischen 18 und 24 °C
- 7mm Apnoeanzüge: Für Wassertemperaturen zwischen 10 und 18 °C
- 8/9mm Apnoeanzüge: Für Wassertemperaturen unter 10 °C
Tipp: Meine meisten Tauchgänge in Ägypten finden zwischen 21 und 25 °C Wassertemperatur statt. Hierfür verwende ich mittlerweile ausschließlich meinen 3 mm Neoprenanzug. An kalten Tagen trage ich unter meinem Oberteil noch eine zusätzliche 3 mm Weste. Dann sitzt zwar alles ein wenig enger, doch die zusätzliche Wärme lässt mich auch bei 20 °C noch eine Stunde tauchen, ohne dass ich zittere. Über 26 °C kann ich bei wenig Wind mein Oberteil dann ganz durch die Weste eintauschen. Andere Taucher hier vor Ort wechseln aber schon bei 23 Grad auf den 5 mm. Kälteempfinden ist eben auch subjektiv.
Neoprenanzug für Freediving: Open-Cell oder Beschichtung?
Wie schon angedeutet, spielt bei allem aber auch das Material eine wichtige Rolle. Das generelle Problem: Je flexibler das Material, desto anfälliger ist es für Schäden. Im Inneren deines Neoprenanzugs gibt es zwei grundsätzliche Unterschiede.
Neoprenanzüge mit Nylon-Beschichtung
Eine Nylonschicht schützt das Material. Du kannst den Anzug leicht außerhalb des Wassers anziehen, sofern du nicht schwitzt. Ansonsten geht er auch im Wasser sehr leicht über die Haut. Allerdings dichtet der Anzug nicht immer zu 100 Prozent ab und es kommt hin und wieder ein kleiner Schauer hinein. Die Qualität und Passform des Anzugs entscheidet darüber, wieviel das ist.
Einige Anzüge von der Stange, gerade die mit Nylon innen und außen, lassen am Anfang erst einmal ganz viel Wasser hinein, das dann erst durch deinen Körper aufgewärmt wird und dann eine Isolierung bildet.
Open Cell: Offenporige Neoprenanzüge
Die offenporigen Neoprenanzüge sind unbeschichtet und saugen sich an deiner Haut fest wie eine zweite Hautschicht. Du kannst sie deshalb auch nur im Wasser anziehen oder musst unter der Dusche mit Schmiermittel wie Shampoo oder speziellem Gleitmittel nachhelfen. Einmal angezogen, saugen sich die offenen Poren an deiner Haut fest und lassen bei guter Passgenauigkeit des Anzugs keinen Tropfen Wasser mehr hinein. Kleine Risse durch das An- und Ausziehen mit etwas längeren Fingernägeln sind jedoch wesentlich wahrscheinlicher.
Tipp: Jeder Open Cell Anzug wird irgendwann Löcher oder Risse bekommen. Keine Panik! Viele Problemzonen kannst du mit Neoprenkleber reparieren. Selbst einen Riss vom Schlüsselbein bis zum Kinn konnte ich erfolgreich reparieren. Die Vorteile der Wärme ist die gelegentliche Reparatur auf jeden Fall wert.
Die Außenseite des Apnoeanzug kann beständig oder geschmeidig sein
Genau wie auf der Innenseite unterscheidet sich der Neoprenanzug auch auf der Außenseite. Ähnlich wie bei der Innenseite sorgt auch hier eine Nylon-Beschichtung für mehr Beständigkeit.
Nylon-Beschichtung an der Außenseite
Durch die Nylonschicht verzeiht dein Neoprenanzug dir Kontakt mit scharfen Steinen oder Muscheln. Auch beim Anziehen musst du nicht so vorsichtig sein. Allerdings saugt sich die Nylonschicht eventuell mit etwas Wasser voll, bei Wind sorgt das für einen teils stark spürbaren Wärmeabfall.
Smooth-Skin Neoprenanzug
Ohne Nylon als Schutz, dafür aber mit einer ultraglatten Außenhaut sind die Smooth-Skin Anzüge bei Kontakt mit Wasser ultrageschmeidig. Du spürst förmlich, wie du durch das Wasser gleitest. Der Nachteil: Genau wie ein Open Cell im Inneren ist Smooth Skin recht anfällig für Löcher und Risse. Pass auf, wo du dich hinsetzt!
Materialunterschiede
Neben diesen groben unterschieden, entscheidet oft auch die Art des Neoprens über Beständigkeit und Flexibilität. Unterschiedliche Hersteller verarbeiten hier unterschiedliche Materialien mit unterschiedlichen Namen. Da ist es leicht, sich im Detail zu verlieren. Ich empfehle Heiwa Neopren für Anfänger (etwas beständiger, aber immer noch flexibel und lässt sich gut kleben) oder Yamamoto (flexibler, aber auch etwas anfälliger).
Tipp: Brauchst du wirklich mehr Details, solltest du dich mit erfahrenen Apnoetauchern zusammensetzen, die verschiedene Materialien am eigenen Körper getestet haben. Persönlicher Rat ist besser, als Beschreibungen im Netz. Ich habe meinen ersten Elios Anzug aus Heiwa Neopren auf gut Glück gekauft. Wichtig war mir die Open-Cell/Smooth Skin Kombination. Bisher habe ich es nicht bereut. Mein 3 mm hat 2 Jahre im Dauereinsatz gehalten und mein 5 mm, den ich im Sommer in Deutschland trage ist noch super in Schuss. Mein 3 mm aus Yamamoto Neopren (Elios) sieht nach einem Jahr nicht mehr ganz so schön aus, das mag aber auch an der Qualität der Farbe liegen.
Dein Freediving Neoprenanzug muss die perfekte Größe haben
Die besten Materialien sind nichts wert, wenn dein Anzug dir nicht passt. Ist der Anzug zu eng, wirst du dich einfach nicht wohlfühlen und jeder Tauchgang wird zum Kampf gegen das Material. Ist er zu weit, dringt Wasser ein und raubt dir Aquadynamik und Wärme. Was also tun?
Wenn du es mit dem Apnoetauchen ernst meinst und nicht gerade in die Standardgrößen fällst, kannst du dir einen maßgeschneiderten Anzug zulegen. Das kostet in der Regel etwas mehr, zahlt sich jedoch auch aus. Viele Anbieter ermöglichen die Bestellung von maßgeschneiderten Neoprenanzügen auch über das Internet. Dafür misst du dich zuvor selbst aus (oder lässt es lieber eine andere Person machen) und die Neopren-Kleberei stellt den Anzug passend für dich her.
Tipp: An vielen Stellen ist eine Messdifferenz von einem oder zwei Zentimetern nicht dramatisch. Das Gesamtwerk sollte deinen Maßen entsprechen. Schließlich verändert sich dein Körper nicht nur über längere Zeit, sondern auch an einem Tag. Neopren ist flexibel, daher erlaubt es auch ein paar Kilogramm mehr oder weniger. Dennoch solltest du so genau wie möglich messen und alle Messwerte noch einmal kontrollieren, bevor du die Bestellung aufgibst. Umtauschen kannst du maßgeschneiderte Neoprenanzüge aufgrund falscher Maße in der Regel nicht.
Gerade bei Männern mit durchschnittlichem Körperbau machen sich jedoch auch viele Standardgrößen recht gut. Hier ist jedoch Vorsicht geboten. Wenn du T-Shirts in L trägst, können die Neoprenanzüge schonmal in XL oder M besser passen. Am besten ist es, die Anzüge vorher anzuprobieren. Sie sollten stramm sitzen, dich allerdings nicht einschnüren.
Tipp: Frag in deinem Tauchshop nach, ob du die Anzüge anprobieren und umtauschen kannst. Falls das nicht möglich ist würde ich sagen: Selbst schuld! In diesem Fall würde ich mehrere Anzüge im Internet bestellen und die unpassenden zurückschicken. Aber Achtung: Du darfst nicht darin getaucht sein. Wenn du sie unter der Dusche anziehst, sauber abspülst und gut durchtrocknen lässt, werden die Anzüge aber sicher zurückgenommen.
Neoprenanzüge zum Apnoetauchen sind eine Frage des Geldes und des Geschmacks
Für Neoprenanzüge kannst du richtig viel Geld ausgeben. Gerade wenn du an verschiedenen Orten tauchst, brauchst du mehrere Varianten. Ich nutze mittlerweile zwei Anzüge:
- Für Ägypten: 3 mm außen Smoothskin, innen kaschiert. Ermöglicht mir das schnelle An- und Ausziehen und ist bis 22 Grad für mich warm genug. Aufgrund der hohen Qualität des Anzugs dringt auch hier nicht viel Wasser ein. Bei kälterem Wasser kommt zusätzlich die Neopren-Weste drunter. Den Anzug trage ich in Deutschland auch im Dive4Life.
- Für Deutschland: 5 mm außen Smoothskin, innen Open Cell. Das Open Cell sorgt dafür, dass ich bei tiefen Tauchgängen nicht das kalte (unter 10 Grad) Wasser aus der Tiefe in den Anzug bekomme.
Und ganz ehrlich: Beim Kauf geht es nicht zuletzt auch um die Optik. Suche dir deshalb einen Anzug aus, der dir gut steht. So kannst du dich rundum wohlfühlen. Für die Wahl des Neoprenanzugs würde ich mir ruhig etwas Zeit und Geduld nehmen. Schließlich kann er dich bei guter Behandlung und regelmäßigen Reparaturen viele Jahre begleiten.