Was ist Freediving?
Freediving - was ist das eigentlich?
Freediving, Apnoetauchen, Freitauchen: Es ist ein Sport mit vielen Namen. Doch so komplex es sich anhört, so simpel ist es eigentlich. Jeder, der einmal im Schwimmbad einen Ring vom Beckengrund geholt hat oder im Meer beim Schnorcheln näher zu den Fischen hinabgetaucht ist, war schon einmal Freediver. Denn Freediving oder Apnoetauchen ist nichts anderes als das Tauchen ohne zusätzliche Atemluft. Ein Atemzug und es geht hinab in die Tiefe.
Freediving auf einen Blick
Mit Freediving beschreibt man allgemein das Tauchen ohne Zuhilfenahme von Atemluft aus Pressluftflaschen. Beim Freediving hältst du einfach die Luft an und tauchst hinab. Synonyme für Freediving sind im Deutschen das „Apnoetauchen“ oder das „Freitauchen“.
Die Rekorde beim Freediving mit Flossen liegen tiefer als 120 Meter. Das ist Profisport. Als Anfänger kommst du aber in der Regel innerhalb weniger Trainingstage auf 20 Meter und kannst dich langsam steigern. Dafür musst du vorher nicht einmal lange die Luft anhalten können. Das alles lernst du im Freediving Kurs.
Auch wenn es im Internet viele Infos übers Freediving gibt, lernt man das Tauchen mit angehaltener Luft am besten von einem qualifizierten Freediving-Instructor. Die wichtigeste Regel ist außerdem, dass du niemals alleine tauchst, denn nur dann ist Freediving ein sehr sicherer Sport.
Für viele Menschen wirkt es befremdlich und verrückt, mit nur einem Atemzug etliche Meter in die Tiefe zu tauchen. Doch Freediving ist ein ziemlich sicherer Sport. Das gilt aber nur, wenn du mit einem Tauchpartner tauchst, der im Notfall weiß, wie er dich sicher an die Oberfläche bringt.
Freediving kann ganz unterschiedlich aussehen
Wofür Freediving genutzt wird, ist völlig unterschiedlich. Manche Freediver tauchen gerne über lange Strecken auf der Bahn im Schwimmbad, anderen genügt es sogar, sich einfach aufs Wasser zu legen und für einige Minuten die Luft anzuhalten. Doch die meisten Freediver zieht es in die Tiefe im Freiwasser. Sie erkunden Korallenriffe im Meer, begegnen Schildkröten, Delfinen, Oktopussen und Walhaien unter Wasser – oder trainieren ihr Können beim Tauchen am Seil.
Tauchen in der Tiefe
Ob zur Erkundung der Unterwasserwelt, für schöne Fotos, zur reinen Entspannung oder als Wettkampf: Das Tauchen in die Tiefe gehört für die meisten Freediver zu den schönsten Dingen der Welt. Entspannend und gleichzeitig herausfordernd, mit Flosse(n) oder ohne.
Streckentauchen
Horizontal statt vertikal: Viele Wettkampftaucher messen ihr Können in den dynamischen Pooldisziplinen. Wer kommt weiter und wie holst du den letzten Meter aus dir raus? Das Streckentauchen erlaubt dir auch an kalten Tagen, deine Fähigkeiten im Apnoe-Tauchen zu verbessern.
Statisches Luftanhalten
Nicht umsonst wird es oft als „Mind-Game“ bezeichnet: Statik ist mit Sicherheit die anspruchsvollste Freediving-Art für die Psyche. Körper und Geist müssen hier über mehrere Minuten komplett entspannt sein, jede neue Bestzeit ist eine Herausforderung.
Freediving gibt es schon seit Jahrtausenden
Als Sportart ist Freediving noch relativ jung. Doch schon die alten Griechen müssen einige Meter tief ins Meer getaucht sein – damals sogar ohne Tauchmaske oder Neoprenanzug. Griechische Philosophen und Dichter der Antike erwähnten schließlich Schwämme zum Reinigen des Körpers in ihren Texten – und die mussten ja irgendwo herkommen. Auf Kalymnos tauchten Taucher bereits vor tausenden Jahren mit Hilfe von Gewichten in Tiefen bis zu 30 Metern und auch in Asien war das Freitauchen verbreitet. Heute zählen die Ama Taucher aus Japan noch zu den bekanntesten Perlentaucherinnen der Welt. Bereits vor ungefähr 2.000 Jahren tauchten die japanischen Freediverinnen auf der Suche nach Nahrung hinab in die Tiefe und fanden dabei gelegentlich die ein oder andere Perle.
Lange Zeit war das Freitauchen aber nur ein exotisches Phänomen und eine sehr lokal begrenzte Wirtschaftsform, kein Hobby einer internationalen Gemeinschaft. Die Taucher und Taucherinnen maßen sich eher nach wirtschaftlichem Ertrag, nicht nach der Tiefe, die sie tauchen konnten.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hielten die meisten Wissenschaftler es ohnehin für unmöglich, dass Menschen tiefer als 50 Meter tauchen könnten. Ihre Annahme: Der Körper würde dem zunehmenden Druck des Wassers nicht standhalten, die Lunge müsse kollabieren. Doch einige wahnwitzige Vorreiter des Sports stellten die Forscher vor vollendete Tatsachen. 1968 beschrieb Karl Schaefer dann zum ersten mal den „blood shift“, einen Mechanismus des Tauchreflexes, der dem Körper sehr wohl erlaubte, tiefer als 50 Meter zu tauchen – weitaus tiefer. Kein Jahrzehnt später, im Jahr 1976, tauchte Freediving Legende Jaques Mayol bei einem Weltrekordtauchgang 101 Meter in die Tiefe.
Professionelle Freediver tauchen heute mehr als 100 Meter tief
Freediving lernen ist nicht schwer
Um Freediving zu lernen, solltest du am besten einen Kurs absolvieren. Obwohl das Internet mittlerweile viele nützliche Informationen liefert, geht es beim Freediving vor allem darum, die richtige Technik zu erlernen. Nur eine erfahrene Person kann dir deine Stärken und Schwächen erklären und dich zudem absichern. Beim Freediving dreht sich nämlich vieles um Sicherheit. Unter der Aufsicht eines zertifizierten Freediving Instructors kannst du dich ganz aufs Tauchen konzentrieren – ohne Sorgen zu haben, dass etwas schief geht.
Die wichtigsten Regeln beim Freediving
Um sicher in die Tiefe zu tauchen, solltest du immer einige Regeln befolgen. Obwohl Freediving von vielen Leuten als Extremsport angesehen wird, ist das Tauchen mit nur einem Atemzug eigentlich ziemlich ungefährlich – wenn man es richtig macht. Zu den wichtigsten Regeln gehört:
1. Tauche niemals alleine
Ein Black Out ist beim Freediving nichts erstrebenswertes, doch es weist auch nichts darauf hin, dass es in Einzelfällen gefährlich ist – sofern du nicht alleine tauchst. Dein Buddy behält dich immer im Auge und kann dich notfalls an die Oberfläche bringen, sollte mal etwas schief gehen.
2. Tauche nur, wenn du gesund bist
Ein Barotrauma im Ohr oder blockierte Nebenhöhlen können ziemlich schmerzhaft werden – oder sogar längerfristige Folgen haben. Tauche daher nur, wenn du dich körperlich und psychisch fit fühlst.
3. Kenne deinen Tauchplatz
Strömungen, Wassertiefe, das nächste Krankenhaus? Bevor du in die Tiefe gleitest, solltest du über deinen Tauchplatz und mögliche Gefahren Bescheid wissen. Falls etwas passiert, brauchst du ebenfalls eine gute Exit-Strategie – am besten schon bevor du ins Wasser gehst.
4. Steigere dich langsam
Heute 20 Meter, morgen 30? Lieber nicht! Dein Körper ist mit zunehmender Tiefe starkem Druck ausgesetzt. Gib dir Zeit, dich an die neuen Umstände zu gewöhnen und setze dir deine Ziele Schritt für Schritt.
Freediving im Meer, See oder Pool?
Nicht jeder Freediver wohnt an paradiesischen Orten und taucht zwischen Korallenriffen und bunten Fischen. Freediving kann man überall betreiben – auch in Deutschland. An diesen Orten kann man Freediven
1. Freediving im Meer
Klar, irgendwann zieht es jeden Freediver mal ans Meer. Das sanfte (oder energische) Schaukeln der Wellen, das Salzwasser am Mund, die faszinierende und lebendige Unterwasserwelt. Im Meer ist das Freediving zu hause. Im Meer musst du jedoch auf viele Dinge achten: Strömungen können dich von deinem Tauchplatz wegtreiben lassen, daher musst du deine Boje immer an einer Markierungsboje festmachen. Außerdem ist das Meer launisch. Auch beim Freediving ist Seekrankheit gelegentlich ein Thema.
2. Freediving im See
Das Freediving im See wird von Gutwetter-Freedivern gerne belächelt oder als zu kalt und unattraktiv dargestellt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich freue ich mich nach einer Saison am Roten Meer sogar immer, auch wieder in die heimischen Gewässer zurückzukehren. Warum? Weil es im See einfach ein ganz besonderes Gefühl ist. Entgegen der Meinung der Miesmacher gibt es in Deutschland und Österreich schließlich etliche, sehr klare Seen. Das Wasser schmeckt nicht nach Salz, Seekrank wird hier keiner und meist ist die Atmosphäre wesentliche ruhiger als an Freediving-Hotspots am Meer. Klar, da gibt es noch die Sprungschicht, doch daran gewöhnt man sich schnell. Von Juni bis September kann man in Deutschland super tauchen – und wer etwas härter ist, schafft es das ganze Jahr über.
3. Freediving im Pool
Nein, es ist nicht die Rede von deinem Schwimmbad um die Ecke. Obwohl! Auch dieses lässt sich – sofern die meist strengen Baderegeln es zulassen – für Verbesserungen der Technik und Training deiner CO2-Toleranz nutzen. Doch in Deutschland und der Nachbarschaft gibt es auch tiefe Pools, wie das Dive4Life in Siegburg. Hier findest du als fortgeschrittener Taucher zwar keine neuen persönlichen Bestleistungen, aber du kannst mit etwas kreativ und dem richtigen Trainingsplan sehr effektiv an deinen Fähigkeiten arbeiten.
So läuft ein Tauchgang im Freediving ab
Jedes Mal, wenn du den Atem anhältst und mit dem Kopf unter Wasser gehst, redet man beim Freediving von einem Tauchgang. Und jedes Mal spielt sich ein Tauchgang ähnlich ab. Ganz egal ob du statisch auf dem Wasser liegst, am Riff hin und her schwimmst, dich am Seil hinab in die Tiefe ziehst oder eine Bahn im Schwimmbad tauchst: Der Ablauf ist immer derselbe. Die einzelnen Atemphasen habe ich in einem Video für dich zusammengefasst.
1. Entspannungsphase
Mit Poolnudel, das Gesicht der Sonne entgegen – oder mit Schnorchel im Mund und dem Blick hinab. Wichtig ist nur, dass du dich entspannen kannst. Während der Entspannungsphase atmest du ruhig, bringst deinen Puls auf ein Minimum und bereitest dich geistig auf den Tauchgang vor.
2. Letzter Atemzug
Beim letzten Atemzug holst du so viel Luft in die Lungen, wie es geht. Durch kombinierte Bauch und Brustatmung nutzt du dein gesamtes Lungenvolumen. Professionelle Freediver im Wettkampf bedienen sich außerdem am „packing“, einer Technik, bei der zusätzliche Luft in die Lunge gedrückt wird.
3. Abtauchen
Ein guter Start vebraucht möglichst wenig Energie und lässt dich einen kühlen Kopf bewahren. Mit dem „Duck Dive“ durchstößt du die Wasseroberfläche und schlägst dich mit konstantem Flossenschlag in die Tiefe. Mit jedem Meter kommst du leichter voran.
4. Freefall
Irgendwann (meist nach einem Drittel der Strecke) ist der Punkt erreicht, an dem du keinen Auftrieb mehr hast. Hier beginnt die entspannendste Phase deines Tauchgangs: der Freefall. Minimale Bewegungen und den Fokus nach innen, auf deinen Druckausgleich und die perfekte Körperhaltung gerichtet, fällst du hinab in die Tiefe.
5. Wendepunkt
Du spürst den steigenden Druck auf deiner Brust und der Druckausgleich wird schwerer. Irgendwann erreichst du das Ende deines Seils und stoppst. Eine gute Wende ist wichtig, um deine vom Druck komprimierte Lunge und Luftröhre nicht zu überanspruchen. Mit einem kräftigen Zug am Seil schiebst du dich die ersten Meter Richtung Oberfläche voran. Dein Tauchpartner an der Oberfläche spürt den Ruck und macht sich auf den Weg, um dich unterwegs abzuholen.
6. Auftauchen
Nach dem federleichten Freefall merkst du nun, wie schwer du in der Tiefe geworden bist. Jeder Flossenschlag kostet viel Kraft, aber du bemühst dich, ruhig und mit konstanter Geschwindigkeit weiterzumachen. Hier ist kein Platz für Zweifel. Deine Lunge beginnt zu kontrahieren, aber du weißt, dass du noch genügend Sauerstoff hast, um den Weg vor dir zurückzulegen.
7. Erholungsatmung
Du stößt durch die Wasseroberfläche und dein Körper möchte nur eins: atmen. Damit du deine Lunge und dein Blut möglichst schnell mit Sauerstoff füllst, wendest du nach jedem Tauchgang die Erholungsatmung an. Schnell einatmen. Drei Sekunden die Luft in den Lungen halten. Ausatmen. Das Ganze mindestens drei Mal. Während deine Sinne sich wieder sammeln und du deine Umwelt wieder wahrnimmst, steigen die Glücksgefühle in dir auf: Was für ein wunderbarer Tauchgang! Oder gar ein neuer persönlicher Rekord?